Modellbeschreibung
Situation und Bedürfnisse von Schulen
Wer kennt diese Situation nicht? Von Kolleginnen und Kollegen werden zusammen mit Schülerinnen und Schülern mit großem Aufwand Projekte/Vorhaben kreiert, mit Eifer aller Beteiligten recherchiert und über die gesamte Arbeit von der Idee bis zu ansehnlichen Ergebnissen professionelle Präsentationen angefertigt. Über die Jahre macht sich nach wiederholtem Vorgehen dieser Art eine gewisse Lustlosigkeit breit, da die mit viel Enthusiasmus angegangenen Projekte und deren liebevolle Aufbereitung meist sehr schnell in Vergessenheit geraten und somit verständlicherweise die Lust an der Kreativität leicht vergeht und in „zwanghaftes“ Projektmanagement umschlägt. Abhilfe schafft eine kontinuierliche Projektarbeit, deren „Stationen“ bei entsprechenden Veranstaltungen präsentiert werden.
Oft ist auch der Informationsfluss innerhalb der Kollegien „versiegt“ bzw. man hat sich mit belastenden Gegebenheiten arrangiert. Bei einer gemeinsamen nachhaltigen Projektgestaltung (über ein Schuljahr oder mehrere Schuljahre hinweg) entdeckt manche Lehrkraft, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine dasteht. Das entlastet, weil das Problem nicht mehr aus mangelnder eigener Kompetenz resultierend gesehen wird und motiviert, in der Gruppe Lösungen zu suchen.
Die Fülle sowie inhaltliche Vielfalt der Vorhaben macht es Schulleitungen schwer einen Überblick über entsprechende Projekte zu behalten. Eine Strukturierung der Projekte bzw. Zuordnung in schulische Aufgabenfelder ließe schnell eine Übersicht über die Aktivitäten an der Schule zu. Solch eine Zuordnung könnte helfen, eine Ausgewogenheit der Projekte zu erreichen und auch vor zu vielen Aktivitäten schützen, da beim näheren Hinsehen oft erst offenkundig wird, was alles geleistet wird.
Schließlich wird die Arbeitsökonomie bei zunehmenden Aufgaben für Kollegien und Schulleitungen ein immer wichtiger werdendes Thema. Die entscheidende Frage lautet: Wie können sich Schulen mit den vorhandenen Ressourcen den zusätzlichen „Anforderungen“ Schulentwicklung, Qualitätsentwicklung oder Evaluation stellen bzw. wie kann Schulmanagement bei zunehmender Belastung Entlastung schaffen?
Um den vielfältigen Bedürfnissen von Schulen gerecht zu werden, wurde mit „Anleihen“ aus der Wirtschaft das Schulmanagementsystem Kollux kreiert, das hilft, o.g. Bedürfnissen gerecht zu werden. Im Wort Kollux (von lat. collis/ der Hügel und lux/ das Licht, also das Licht, das hinter dem Berg aufgeht) bildet sich auch der Begriff Kollegium ab, welches sich auf den Weg macht.
Entwicklung eines nachhaltigen Schulmanagement-Programms
Um Schulmanagement qualitätsentwickelnd leisten zu können, brauchen Kollegien und Schulleitungen ein Instrument, das moderne Erfordernisse erfüllt und flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Das in der Industrie verwendete Instrument der Balanced Scorecard (BSC) liefert dazu wichtige Bausteine für den Aufbau des Schulmanagement-Programms Kollux. Dazu ist eine ganzheitliche Betrachtung der Schule, ihrer Zielsetzung sowie der Strukturierung ihrer Aufgaben notwendig. Ein wesentlicher Anspruch ist die eigenverantwortliche Evaluation mit daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Qualitätssteigerung. Der Erfolg dieser Maßnahmen wird wiederum nachhaltig überprüft, so dass ein Regelkreis von interner Evaluation und entsprechenden Maßnahmen zur Qualitätssicherung entsteht.
Prozess und Balanced Scorecard - Orientierung von Kollux
Kollux ermöglicht durch vorgegebene Prozessschritte u.a. durch Orientierung an der Balanced Scorecard die Erarbeitung, Umsetzung und Steuerung eines Schulprogramms. Falls bereits ein Schulprogramm besteht, lässt sich Kollux dafür als nachhaltiges Steuerungs- und Managementinstrument einsetzen.
Mit dem Programm / den Prozessschritten werden
- Zielsetzung / das Leitbild (die Leitbilder) der Schule definiert,
- das gesamte Aufgabengebiet der Schule in 6 Arbeitsfelder (vorgegeben s.u.) strukturiert,
- den 6 Arbeitsfeldern schulartspezifische /schulinterne Vorhaben (Projekte) ausgerichtet auf die Zielsetzung zugeordnet,
- die Einzel-Vorhaben im jeweiligen Projektteam mit Messzahlen belegt, die in festgelegten Zeitabständen erhoben und mit der Schulleitung diskutiert werden,
- darüber hinaus die Qualität der 6 Arbeitsfelder über eine Indiaktorenabfrage (für die Zielgruppen Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Schulleitung) ermittelt
- die Ergebnisse der Selbstevaluation sowohl der Einzel-Vorhaben als auch der 6 Arbeitsfelder in Maßnahmen umgesetzt, nach deren Durchführung erneut die Ergebnisse regelkreisartig diskutiert und evaluiert werden (siehe 3. Prozessablauf).
Zielsetzung (Vision) /Leitbild(er)
Erste Aufgabe wird sein zu ermitteln, welcher Zielsetzung (Vision) oder welchem Leitbild (welchen Leitbildern) die eigene Schule nach Absprache aller, die am Schulleben beteiligt sind, verpflichtet ist. Schulische Leitziele sind durch den Gesetzgeber übergeordnet vorgegeben, doch besteht die Notwendigkeit, die Ziele für die eigene Schule so herunterzubrechen, dass sie die Schwerpunkte der Schule charakterisieren (Fokussierung). Auch das jeweilige Schulprofil muss sich in der Zielsetzung manifestieren. Insofern ist es möglich, dass sich in der jeweiligen Schulart unterschiedliche Leitbilder finden. Nach diesen Leitbildern richten sich alle Aktivitäten der Schule aus.
Strukturierung des Aufgabengebiets der Schule
Kollux strukturiert das Aufgabengebiet für Schulen in 6 Arbeitsfelder, die die tragenden Elemente zur Erreichung der Zielsetzung bzw. zur Erfüllung des Leitbildes sind und alle Bereiche der schulischen Arbeit beinhalten. Dies ermöglicht einen systematischen Überblick über die laufenden Aufgaben und Projekte und versetzt das Schulmanagement in die Lage, Strategien zu entwickeln, Schwerpunkte zu setzen und eine Ausgeglichenheit zwischen den Arbeitsfeldern zu erreichen, womit Ziele im Sinne von Balanced Scorecard verfolgt werden.
Zuordnung von Vorhaben/ Projekten
Den 6 Arbeitsfeldern: Entwicklung von
- Zufriedenheit und Kompetenz der Mitarbeiter
- Unterricht
- Erziehung und Sozialarbeit
- Zufriedenheit und Mitwirkung von Schülern und Eltern
- Öffentlichkeitsarbeit
- Organisation und Ressourcen
werden - ausgerichtet auf die Zielsetzung der Schule - Vorhaben/Projekte zugeordnet, deren Gelingen durch Messzahlen verfolgt wird.
Belegung mit Messzahlen
Über die von den jeweiligen Projektteams zu entwickelnden Messzahlen (Überprüfung der Erreichung der Zieldefinitionen) können die Schulen ihre Vorhaben steuern und fortschreiben. Diese Messzahlen werden nicht, wie der Begriff vielleicht vermuten lässt, ausschließlich an einer Ziffer festgemacht; sie dienen letztendlich dazu, Kommunikationsanlässe zu schaffen, die Teamarbeit im Kollegium zu intensivieren und bieten damit Möglichkeiten der Fortentwicklung und zur Qualitätssteigerung.
Messzahlen können sowohl quantitativer als auch qualitativer Art sein, wobei oft sehr einfache Maßstäbe sehr gute Ergebnisse liefern.
Wird beispielsweise die Mitarbeit von Schülern an einer Schülerfirma zertifiziert und das Vorhaben Schülerfirma mit dem Ziel, mehr Schülern einen Ausbildungsplatz zu sichern, durchgeführt, lässt sich per Abfrage bei den Lehrherren nur durch eine Frage nachvollziehen, ob das Zertifikat Einfluss auf die Ausbildungsplatzvergabe hatte oder nicht. Hat das Zertifikat die Arbeitsplatzvergabe positiv beeinflusst, wird die Zielvorgabe des Vorhabens Schülerfirma erreicht. Andernfalls werden Gespräche – auch mit den Lehrherren - vonnöten sein um abzuklären, welche Maßnahmen bzgl. des Vorhabens Schülerfirma bei den Lehrherren zur erfolgreichen Arbeitsplatzvergabe führen können. Mit diesen „neuen Maßnahmen“ wird dann analog verfahren.
Ebenso sollte die Fokussierung der Schule – im Leitbild verankert – durch eine Messzahl erfasst werden. Beispielsweise könnte ein Schwerpunkt sein, die Anzahl der Hauptschulabgänger ohne Abschluss zu reduzieren. Diese Messzahl wird dann mit der Indikatorenabfrage (alle ein bis zwei Jahre) ermittelt und diskutiert. Aus den Ergebnissen können dann entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Rosemarie Thiele, Schulrätin a.D.
Qualitätsentwicklung durch Selbstevaluation
Auf der ersten und konkretesten Ebene wird der ordnungsgemäße Ablauf und das Ergebnis der einzelnen Vorhaben (Projekte) mit Hilfe geeigneter Messzahlen evaluiert. Diese interne Überprüfung der Zielerreichung führen die Projektteams in den einzelnen Schulen selbst durch, d. h. es erfolgt die unabhängige Festlegung der Messzahlen sowie deren interne Auswertung.
Da die Kollux-Vorhaben über ihren unmittelbaren Erfolg hinaus auch zur Verbesserung der Schulqualität in den 6 Kollux -Arbeitsfeldern beitragen sollen, wird zusätzlich auf einer zweiten Ebene evaluiert.
Inwieweit die einzelnen Kollux-Vorhaben sich qualitätsverbessernd auf einzelne Arbeitsfelder auswirkten, wird anhand einer Indikatorenabfrage (der Zielgruppen Eltern, Schüler, Lehrkräfte sowie Schulleitung) überprüft, die im Schuljahr 2005/2006 von Prof. Dr. Sacher (Universität Erlangen- Nürnberg) zusammen mit den Kollegien der drei beteiligten Pilotschulen entwickelt wurde.
Diese Indikatorenabfrage (jährlich oder alle 2 Jahre – möglichst zum gleichen Zeitpunkt im Schuljahresablauf) ist standardisiert und umfasst 102 Fragen für alle Zielgruppen zusammen. Die Auswertung kann auch mit sehr hoher Stichprobenzahl durch vorprogrammierte Excel-Sheets ohne großen Kosten-/ Zeitaufwand vorgenommen werden und ist daher einfach in den Schulalltag zu integrieren.
Die mit Fragebögen erfassten 102 Kollux-Qualitätsindikatoren lassen sich zu 27 von Prof. Dr. Sacher faktoren- und item-analytisch geprüften Skalen (Fragengruppen) zusammenfassen.
Prof. Dr. Werner Sacher